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Tagebuch eines Neuskikers

Juli 2012 besucht Holger Schuster aus dem Schwabenland den Schwaben-Skike Einsteigerkurs.
Ein Mal pro Woche führt er Tagebuch über seine Erlebnisse und Fortschritte auf Skikes. Und schon nach der ersten Woche wird klar: Skiken muss sich auch ein begeisterter Sportler erobern, schließlich ist es einfach, aber nicht leicht. Aber Hauptsache, es macht Spaß!

Wenn ich ihm den einen oder anderen Tipp aus der Ferne geben kann, ergänze ich seine Berichte.  Dies mag vielleicht auch gestandenen Skikern neue Impulse für ihr Training geben.

 

Woche I

"So, nun hab ich die erste Woche nach dem Einsteigerkurs ohne Trainer hinter mich gebracht. 

Zuerst ist mir aufgefallen, dass ich die vielen Tipps, die ich von Andreas bekommen habe, nicht alle auf einmal umsetzen kann. Ich hab mich für den Anfang dafür entschieden, erst einmal Sicherheit auf den 4 Rollen zu bekommen. Der Rest muss später folgen.

Meine Trainingsstrecke ist ca. 5 km lang mit Steigungen und Abfahrten, so dass ich mich auf Stabilität beim Laufen und auf Bremsübungen konzentrieren kann. Ich habe festgestellt, dass wenn ich leicht nach vorne gebeugt mit „Katzenbuckel" fahre, ich die beste Stabilität habe (ich hoffe, das ist soweit auch stilistisch richtig).
Das Bremsen geht zwar noch nicht perfekt, aber ich kann zumindest bei dem langen Gefälle auf meiner Strecke kontrolliert bremsen, ohne dabei in Schwierigkeiten zu geraten.
Ab und zu hab ich das Gefühl für ca. 5 min richtig ins Gleiten zu kommen, dann macht es besonders Spaß.

Fazit für die Erste Woche: Mir macht es immer noch Spaß, ich kann auch gut mit Muskelkater leben und die Leute schauen mich nicht mehr ganz so dumm an.
Man könnte auch sagen: Ich hab in dieser Woche 1 zumindest einmal den Vornamen meiner Skikes erfahren. Mal sehen, ob wir uns nächste Woche auf ein „Du" einigen können."


Mein Kommentar:

Punkt 1: Der Einsteigerkurs ist angefüllt Tipps und Inhalten; schließlich will ich Neuskikern in 3 Stunden so viel als möglich mitgeben, um sicher und auch schon etwas sportlich von A nach B zu kommen.
Keinesfalls solltest du von dir erwarten, alle Kursinhalte gleichzeitig umsetzen zu können.

Mein Tipp: Nimm dir pro Skikefahrt in den ersten 20 min Einfahren immer einen Aspekt vor und vertiefe ihn, z. B. achte nur auf:

  • Kleinfingertechnik beim Stockeinsatz
  • Hand spreizen beim Stockauswurf hinten
  • Außenkantenfahren bei der Übung "Fahren mit beiden Skikes auf dem Boden"
  • Skatingschritt mit konsequentem Beinschluss, bis es klickt in der Mitte
  • extra tief gebeugt fahren für mehr muskulären Trainingseffekt
  • Skating-Schritt mit rhythmischer Zählweise (3/4tel Takt z. B.)

Punkt 2: Beim Skaten stets leicht nach vorne gebeugt zu fahren ist gut, sofern du auch den Körperschwerpunkt etwas mehr auf den Fußballen spürst. Das gibt enorme Standsicherheit auch in unwegsamem Gelänge und lässt die Skikes über den Vorderfußdruck leichter manövrieren. Das macht besonders Spaß beim Slalomfahren, wie wir es im Aufbaukurs machen.

Klingt bis jetzt alles wunderbar, ich bin gespannt auf deinen Bericht nach der 2. Woche!

 

Woche II

"Ich kann es fast nicht glauben, aber die zweite Woche ist nun auch schon vorbei. Was hat sich nun diese Woche alles getan?

Am meisten fällt auf, dass ich wesentlich sicherer auf den Skikes geworden bin. Solange ich immer schön in den Knien gebeugt bleibe und beim Fahren versuche, das Gewicht über oder sogar etwas vor den Skikes zu haben, kann ich auch schon einige Gleichgewichtsprobleme oder Steine auf der Straße ausgleichen, ohne gleich Papst spielen und den Boden küssen zu müssen.

Es geht auch schon wesentlich schneller zur Sache, und längere Gefälle lösen auch nicht sofort Schweißausbrüche aus.
Damit bin ich schon beim nächsten Punkt: Beim Bremsen, da tut sich echt auch jede Menge! Es ist zwar noch lange nicht perfekt, aber sowohl leichtes als auch stärkeres Bremsen funktioniert zumindest so, wie ich es will und nicht so, wie es die Bremsen mir vorschreiben. Wenn ich den Bremspunkt beim Antasten gefunden habe und dann gefühlt die Skikes unter meinen Füßen nach vorne schiebe, funktioniert es am besten mit bestmöglicher Kontrolle.

Ach ja,k und noch zwei Dinge zum Schluss:
Am Anfang ca. 5min. warmfahren und einige Übungen machen lohnt sich, man fährt dann deutlich sicherer und entspannter los. Was auch klasse ist: Längere Strecken ohne die Stöcke fahren! Das gibt enorm Sicherheit und Gleichgewichtsgefühl.

Mein Fazit für die 2. Woche: Meine Skikes haben mir das „Du" angeboten, ich verfalle aber ab und zu noch in das „Sie". Mal sehen, ob ich das die nächsten Wochen noch in den Griff bekomme."

 

Woche III

"Die dritte Woche nach dem Kurs für Einsteiger ist nun auch schon vorbei. Was soll ich sagen, es wird eindeutig jede Woche besser!
Ich merke, dass ich deutlich mehr Tempo machen kann und dass ich immer sicherer auf 4 Rollen werde. Diese Woche war Bremsen und Kurventreten auf dem Übungsprogramm.

Die Sache mit dem Bremsen ist echt ok. Das Gefühl kommt langsam und ich kann auf alle Fälle nicht nur Notbremsungen machen, sondern auch kontrolliert das Tempo verringern. Die Angst, bei höherem Tempo auch mal zu bremsen und dabei nicht den Feldweg unfreiwillig zu verlassen, ist so gut wie weg.

Das zweite Hauptaugenmerk lag auf Kurventreten:
Bei langsamerem Tempo geht es recht gut, bei höherem Tempo und vor allem abfälligen Wegen ist es noch etwas unsicher und hektisch, aber auch da kommen mir die Übungen wie Hände auf ein Knie legen und bewusst die Kurve zu „treten", sehr entgegen.
Ich kann also nur empfehlen, die Übungen die Ihr nach dem Einsteigerkurs bekommt, bei jedem Mal min. 5-10 min. zu machen. Es lohnt sich und gibt echt Sicherheit.


Als neue Trainingsstrecke hab ich eine gesperrte Landstraße entdeckt, bei der es jede Menge Steigungen und Abfahrten gibt. Eine echte Herausforderung, aber oberklasse.
Fazit der 3. Woche: Ich hab mich für das Du mit den Skikes entschieden und bin gespannt, wie es weitergeht!"

 

Woche IV

"Hier ist es deutlich hügeliger als bei mir zuhause, deshalb heute ein etwas anderer Bericht.
Aber auch in Bayern ist man neugierig, was das für komische „Inliner" sind. Ich wurde viel angesprochen und die Neugierde war echt groß!

Heute will ich mal berichten, was sich bei mir alles körperlich getan hat:
Vor der Skikephase war ich 2-3-mal die Woche joggen, somit hatte ich bis jetzt recht wenig Probleme mit der Muskulatur der Beine. Arm- und Oberkörpermuskulatur haben sich jedoch erheblich verändert. Die Kraft aus den Armen ist deutlich besser geworden und als Läufer kann ich nur bestätigen, was auf vielen Seiten im Internet geschrieben wird: dass Skiken viel weniger die Gelenke belastet als Joggen.

Nach 45 min bin ich genau so ausgepowert wie nach einer Stunde Joggen, aber nach dem Skiken erholt sich mein Körper wesentlich schneller und das „Zwicken" in den Gelenken am Morgen nach dem Joggen ist nach dem Skiken auch deutlich weniger.

Was mir jedoch am meisten Motivation gibt, ist, dass man als Skiker von vielen Passanten neugierig angesprochen wird! Seid ich auf den Dingern etwas sicherer stehe, ist es auch mal machbar einen Fahrradfahrer zu ärgern, indem man ihn 1-2 km verfolgt und am Berg einfach stehen lässt. Dass ich oben am Berg dann total außer Atem bin, muss der ja nicht wissen, ich biege da einfach in einen Waldweg ein.
Ich weiß, dass ist eigentlich daneben, sich so am Berg auszupowern, aber der Spaß ist es wert.

Fazit Ende Woche 4: Ich bin endlich beim Du mit meinen Skikes angekommen. Und auch ein kurzer Schotterweg ist jetzt machbar, wenn das auch etwas ganz anderes ist als Asphalt.
Die Muskulatur wird gleichmäßig am ganzen Körper trainiert und die neidischen Blicke von Passanten im Urlaub sind mir sicher.

Und wenn Ihr mal den Frust eines miesen Tages loswerden wollt: Sucht euch eine Strecke mit langer Steigung - und es geht euch danach garantiert besser."

 

Woche V

"Da ich aus gesundheitlichen Gründen eine Woche aussetzen musste, war ich echt gespannt, was nach so einer Woche Zwangspause verlorengegangen ist.
Die gute Nachricht: Nach ca. 10 min aufwärmen mit den klasse Übungen von Andreas ging es erstaunlich gut.
Da ich jetzt nicht mehr die rasanten Fortschritte in puncto Fahrstabilität und besseres Bremsen bemerke wie in den ersten 3 Wochen, habe ich mich diese Woche mehr auf die Technik konzentriert. Jetzt ist auch das Durchschwingen der Stöcke mit einem fast Loslassen am Ende machbar. Da man sich nach ca. 4 Wochen nicht mehr besonders auf seine Lauftechnik konzentrieren muss, die geht jetzt eigentlich fast von alleine, kann man sich mehr den technischen Dingen widmen.

Des Weiteren stand bei mir „Kurventreten" auf dem Programm. Was soll ich sagen? Es sieht zwar sicher nicht besonders elegant aus, wenn ich durch eine Kurve fahre, aber ich muss zumindest nicht mehr vor jeder Bergabkurve auf fast Stillstand abbremsen, um sicher durch die Kurve zu fahren.
An der „B-Note" für den künstlerischen Ausdruck muss ich noch arbeiten, aber technisch hat sich dafür einiges getan.

Was mir immer wieder auffällt, je runder und gleichmäßiger ich versuche zu fahren, desto besser funktioniert das Ganze auch; und wenn es mal wieder wackelig und instabil wird, einfach etwas mehr in die Knie gehen, dann wird es wieder sicherer.


Mein Kommentar:

Wer einmal 34 Wochen konzentriert skiken gegangen ist, kann sich eine Pause von 1-2 Wochen ohne Probleme leisten. Vielleicht geht dann etwas die Kondition herunter, aber die neuronalen Verknüpfungen im Gehirn sind so gefestigt, dass Trainingsunterbrechungen zuweilen sogar nützlich sind für den weiteren Lernerfolg auf Skikes.

Kurventreten ist Erfahrungssache, wenn es mal elegant aussehen soll. Zwei Dinge sind dafür wesentlich: 1. Stets auf die kurzzeitige enge Parallelstellung der Skikes nach dem Umsetzen achten. 2. Den Mut haben, sich in die Kurve zu legen bei höherem Tempo, um die Fliehkräfte auszugleichen. Dann sieht das ruckzuck sportlich aus und es gibt enorm Sicherheit.

Kommentar zum letzten Absatz: Rund und gleichmäßig zu fahren, gut gebeugt in den Knien, macht mit der Zeit viel mehr Freude als Tempo zu bolzen. Irgendwann ist eine technisch saubere und athletische Ausführung auf Skikes viel spannender, als superschnell von A nach B zu kommen.

Und für alle, die mal sehen wollen, wie rund sich ein Neuskiker nach 5 Wochen gutem Training auf Skikes bewegt, hier zwei Live-Eindrücke - vielen Dank an Holger für die Aufnahmen!"

 

Woche VI

"In der letzten Woche meiner Berichterstattung habe ich mich hauptsächlich dem Untergrund ‚Schotter‘ gewidmet:
Ich habe festgestellt, wer seine Haltung auf den Skikes verbessern möchte, der sollte unbedingt Schotterwege fahren. Hier ist es extrem wichtig, möglichst locker auf den Skikes zu stehn und vor allem sauber in den Knien zu fahren. Sobald man etwas zu aufrecht und steif steht, wird das sofort mit Unsicherheit und Gleichgewichtsproblemen bestraft.
Zudem ist mir aufgefallen, dass es wesentlich einfacher ist mit etwas Speed zu fahren, als nur langsam vor sich hin zu rollen.
Ansonsten gilt wie immer. Einfach üben, es wird bei jedem Mal besser und macht mehr Laune.

Noch etwas: Wenn es plötzlich zu regnen beginnt und ihr einen Berg hinunterfahrt - die Bremsen funktionieren im nassen Zustand erst einmal einige Meter nicht so gut und danach auch nicht wie gewohnt. Nur zur Info, also bei mir war es gestern etwas knapp mit dem Bremsen.

 

Mein Fazit nach den 6 Wochen:

Skiken macht mächtig Spaß. Mit etwas Übung und Mut kann man sich recht schnell auf den Rollen sicher bewegen. Es ist eine unglaublich gleichmäßige Belastung für den Körper, ohne dass es ständig Schläge auf irgendwelche Körperteile gibt. Wer etwas für seine Haltung sowie für die Muskulatur der Arme und des Rückens machen möchte, und das noch an der frischen Luft, der kommt am Skiken nicht vorbei."


Mein Kommentar:

Vielen Dank für das eindrucksvolle Tagebuch! Darin werden sich die meisten Neuskiker wiederfinden, denn die Erfahrung ist rundweg die gleiche: Wer regelmäßig ein paar Kilometer fährt - und sei es zu Beginn noch so wacklig -, wird eher früher als später ein sicherer, eleganter Skiker.

Noch zwei Bemerkungen zum Thema Schotter und Regen:

1. Schotter zu fahren, vor allem im Wald, gehört zum Besten, was sich ein Skiker gönnen kann. Dabei sind die beiden erwähnten Punkte die wichtigsten: Bewusst mit gebeugten Knien fahren bei einer insgesamt lockeren, leicht pendelnden Bewegung.

2.  Es stimmt, dass sich bei Regen zuerst der Schmierfilm auf den Reifen abtragen muss, bevor die Bremsen greifen. Dann allerdings funktionieren die Bremsen nahezu so gut wie im Trockenen, wenn man ein paar Punkte beachtet und geübt ist, einen wirksamen Hebel zwischen Unterschenkel und Bremse aufzubauen. Beim Aufbaukurs gibt es eine Bremsübung am steilen Berg, da besprechen wir das eingehend.

Lieber Holger, nochmals danke und bis zum Wiedersehen beim Aufbaukurs, der dich in kürzester Zeit auf ein hohes Skikelevel katapultieren wird auf Grundlage deines bis heute eroberten Könnens!

 

Holger Schuster skatet einen Feldweg in flotter 2:1-Technik hoch:

 

 

Bergab auf Schotter, einen kleinen Radfahrer überholend, mit sicherem Stand durch die leichte Beugung in den Knien: